Über mich

Geschichten zu erzählen offenbart Bedeutung, ohne den Fehler zu machen, sie zu definieren.

Hannah Arendt

Reiner Müller lebt in Hildesheim und ist von der zertifizierter Geschichtenerzähler. Mit seinen selbst verfassten Geschichten und traditionellen Märchen ist er sowohl drinnen, als auch draußen unterwegs. Seine Leidenschaft für das Geschichten-Erzählen – das freie, mündliche Erzählen – hat er bei einer Fortbildung an der Akademie für kulturelle Bildung, Remscheid entdeckt und dort seine Ausbildung im September 2022 abgeschlossen. Seitdem besucht er regelmäßig Weiterbildungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten (bei Raymond de Boestert, Jana Raile, Julia Klein, Martin Ellrodt, Sabine Meyer, Michl Zirk und Alexandra Eyrich). 2023 absolvierte Reiner die Ausbildung Heilsames Erzählen am Raile Institut für Erzählkunst in Hannover. Reiner ist Mitglied im VEE, dem Verband der Erzählerinnen und Erzähler e. V.

Reiner erzählt in Schulen, auf der Straße, auf kleinen Bühnen, Seniorenzentren, Hospizen, Krankenhäuser und bei privaten Anlässen – für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senior:innen. 

Außerdem arbeitet Reiner als freier Theaterschaffender (Regisseur, Dramaturg, Autor und Pädagoge). Mehr Infos unter

Warum Geschichtenerzähler?

Das freie mündliche Erzählen fasziniert mich durch die Nähe, Direktheit, Intensität und seine emotionale Kraft. Erzählen ist für mich eine Reise zu den Wurzeln menschlicher Kultur, zu einer besonders puren und weltweit in allen Kulturen gepflegten Kunstform, die es gibt, seit Menschen miteinander sprechen. Die Kraft des mündlichen Erzählens verbreitet sich unmittelbar und schafft besonders intensive menschliche Begegnungen. Zeitgemäß Erzählen bedeutet für mich vor allem, lebendig und mit einer klaren Haltung zu erzählen. Das heißt auch, nicht mit Wert- und Moralvorstellungen aus vergangenen Jahrhunderten zu erzählen, sondern von heute aus, insbesondere aktuelle Diskurse wie Rassismus, Sexismus und Diversität mitdenkend.

Klar: In den überlieferten Märchen stecken zeitlos faszinierende Urbilder menschlichen Seins, in Poesie kunstvoll gestaltete Weisheiten und lebendige Betrachtungen von Menschen aller Bevölkerungsschichten, unabhängig von Herkunft, Geschlecht und Religion. Sie behandeln spielerisch die großen philosophischen Fragen wie die nach dem Woher und Wohin, unterhalten aber auch durch spannungsreiche Handlung, von Vitalität strotzendem Humor und der fesselnden Vermischung von Vernunft und Fantasie, Rationalem und Irrationalem. Besonders die ungeschliffenen Texte mit ihren unbeantworteten Fragen regen meine Fantasie an und entwickeln eine Lust, mich mit ihnen zu beschäftigen. Viele der traditionellen Märchen sind aber auch geprägt von Wertvorstellungen und Rollenzuschreibungen, die ich nicht weiterverbreiten möchte. Märchen sind für mich lebendiges Material, veränder- und wandelbar, mündliches Erzählgut, das jede:r Erzähler:in auf seine:ihre Weise weitergibt. Das freie mündliche Erzählen von Märchen und Geschichten findet immer aus einer konkreten Situation statt und ist abhängig von Raum, Erzählenden und Zuhörenden – dieser performative Aspekt hält die uralte Tradition des Erzählens lebendig und macht sie für mich heute relevant.

Grundsätzlich habe ich nichts gegen Prinzessinnen, die schön sind, ansonsten aber hauptsächlich warten, dass sie von einem Prinzen befreit werden. Auch junge starke Prinzen, die mit Kraft und Intelligenz durch Geschichten ziehen, um am Ende reich zu werden und ihre Traumfrau erhalten, können einen fesseln. Aber nur solche Geschichten? Nein. Und schon gar nicht für Kinder. 

Die Geschichten und Märchen, die ich erzähle, möchten ein breiteres Bild menschlichen Zusammenlebens und breit gefächerte Entfaltungsmöglichkeiten vermitteln. Neben Märchen aus unterschiedlichen Kulturen vieler Länder erzähle ich auch eigene Geschichten. Meist entstehen sie aus Themen, die mir auf den Nägeln brennen oder Ereignissen, die ich für erzählenswert halte. Und ich bin weiterhin rastlos auf der Suche nach Märchen und Geschichten, die mich berühren, packen, zum Lachen bringen oder zum Nachdenken inspirieren – und die mir so sehr ans Herz wachsen, dass ich sie weitererzählen möchte.